Hertha BSC Berlin: Sensation bei Präsidentenwahl

Bei Hertha BSC Berlin gab es eine Revolution: Eine außerordentliche Mitgliederversammlung wählte Kay Bernstein und nicht den favorisierten Frank Steffel zum neuen Präsidenten. Damit ist künftig der Mitbegründer einer Ultra-Gruppe und ein früherer Vorsänger in der Kurve der neue Klubchef, der den im letzten Monat zurückgetretenen Werner Gegenbauer ersetzt. Steffel, Präsident des Handballvereins Füchse Berlin, hatte die Unterstützung von Aufsichtsratschef Klaus Brüggemann und den Vereinslegenden Pal Dardai sowie Dick van Burik. Ingmar Pering, der eigentlich auch Präsident werden wollte, zog seine Bewerbung zurück, um dem früheren CDU-Bundestagsabgeordneten den Weg freizumachen. Es half nichts. Bernstein vereinte 1670 der 3016 Stimmen auf sich. Der 41-Jährige erhielt damit fast 400 mehr als Steffel (1280).

Die Mitglieder hatten augenscheinlich ein ungutes Gefühl

Hertha war in den letzten Jahren ein Chaos-Verein, der auf und neben dem Platz zu oft für Entsetzen sorgte. In der letzten Spielzeit verhinderte erst das Rückspiel in der Relegation den Abstieg. Intern ist der Verein zerrissen. Die Mitglieder hatten offensichtlich genug – und Steffel erschien ihnen als der im Hinterzimmer ausgeklüngelte Kandidat, der deshalb verhindert werden müsse. Ironischerweise war es wohl Perings Rückzug, der dem Favoriten die Wahl kostete, da dieser die Ängste weiterschürte. Bernstein siegte deshalb wohl vor allem, um ein „Weiter so“ mit anderen Gesichtern zu verhindern. Seine Bewerbungsrede ähnelte der Steffels schließlich stark. Beide forderten mehr Einheit und die Überwindung der vielen Streits der vergangenen Jahre.

Bernsteins Plan für die Zukunft

Der neue Präsident möchte sich bald mit Lars Windhorst an einen Tisch setzen, um das Verhältnis zum Investor zu kitten, das zuletzt stark gelitten hatte. Außerdem soll nach seinem Willen die Mannschaft für die Mitarbeiter grillen, um intern für mehr Harmonie zu sorgen. Überdies möchte er einen Kulturwandel vorleben, „um unsere blau-weiße Seele zurückzugewinnen“. Der Investor ist auf eine fatalistische Art guten Mutes: Es können nur besser als unter Gegenbauer werden, erklärte Windhorst.